Donnerstag, 24. August 2017

Reiselust

Inzwischen habe ich über 3000 Kilometer mit meinem Auto zurückgelegt (sorry, ich habe heute vorlauter Parkplatz-Frust - näheres dazu später - komplett darauf vergessen, ein Foto davon zu machen) und ich genieße das Fahren nach wie vor.
Ich habe mich sogar dazu entschieden, doch keine Fähre zu nehmen und den Rückweg von Spanien nach Italien auch mit dem Auto zu beschreiten. Einerseits wollte ich Frankreich noch eine zweite Chance geben und die Cote d'Azur besichtigen, andererseits hatte ich keine Lust, mir eine Schlafkabine mit drei weiteren - womöglich die ganze Nacht laut schnarchenden und furzenden - Frauen zu teilen.
Ich liebe das unabhängige Reisen und wenn man sich bei den vielseitigen Stadtbesichtigungen die meiste Zeit zwischen Menschenmassen durchschlängelt, tut es wirklich gut, mal ein paar Stunden für sich zu sein. Das Autofahren entspannt mich ungemein und ich genieße es, meine Gedanken einfach mal ungestört schweifen zu lassen. Mit einem USB-Stick voller Musik und einer ganzen Box Hörbücher wird mir beim Fahren auch nie langweilig.

Natürlich gibt es manchmal auch Reisefrust. Nach circa vier Stunden Fahrt erreiche ich jedes Mal den kritischen Punkt, an dem mein Rücken anfängt zu murksen und mein Geist zu müde für das sonst so entspannende Autofahren wird. Am liebsten würde ich mich dann wie ein kleines Kind auf den nächstbesten Platz am Boden legen, meine Arme verschränken und "ich mag nicht mehr" schreien. Tja blöderweise bin ich schon 28 Jahre alt und muss wohl oder übel den Weg beschreiten, also heißt es "Klappe Rücken" und Notfallkaffee für meine Aufmerksamkeit, der nach circa 4 1/2 Stunden wahrlich lebensverändernd zu sein scheint. Man kann förmlich spüren, wie das Koffein durch die Adern strömt und einen neu auflädt. Nach circa 20 Minuten shake ich dann im Auto schon wieder frischfröhlich zur vollaufgedrehten Musik ab und genieße die ganzen Eindrücke während dem Fahren. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Shuffle-Funktion genau weiß, was ich genau brauche - heute zum Beispiel von Queen "Don't stop me now (because I'm having a good time and don't want to stop at all) :-)

Beim Autofahren sieht man dauernd etwas Neues, Schönes, Überraschendes oder gar Aufregendes und das ist 1000 Mal besser, als auf einer Fähre festzusitzen. Auch wenn mich Frankreich nach wie vor nicht besonders begeistert,  bin ich froh, mich für diese Art der Rückreise entschieden zu haben und die Cote d'Azur zumindest mal zu sehen.
Allerdings hatte ich gestern das erste Mal einen richtig blöden, zähen Stau, wodurch sich meine geplante Fahrtzeiten von 5 3/4 Stunden auf über 7 Stunden verlängerte. War etwas mühsam, aber so ein Stau hat auch sein Gutes, da man dann endlich mal für die Dinge Zeit hat, die sonst auf der Strecke bleiben: Ich habe meine Handtasche ausgemistet (unglaublich, was sich da so ansammelt), mein Auto entmüllt (ich bleibe eigentlich nur zum Piepi machen und für den Notkaffee stehen und esse/trinke/rauche während dem Fahren [verdammt blöde Angewohnheit, die ich mir da zugelegt habe...]) und die Scheiben und das Amaturenbrett geputzt (naja nicht ganz, nur auf der Fahrerseite, immerhin musste ich zwischendurch dann doch einen Meter weiter "fahren").
Shit happens - all the time - wichtig ist nur, wie man damit umgeht und ich versuche, immer das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen, auch wenn mir das manchmal nicht sofort gelingt. Ich hätte auch eine Stunde im Auto sitzen und mich bemitleiden können, wie arm ich doch bin, wo ich doch noch so einen weiten Weg vor mir habe oder mich über den Stau ärgern, aber gebracht hätte das alles nichts, es hätte mich nur Energie gekostet. Und so ist meine Handtasche und mein (halbes) Auto in der Zwischenzeit sauber geworden und ich war und bin nach wie vor glücklich.
Lustig war nur, dass nach dem Stau verständlicherweise fast alle aufs WC mussten und da Raststätten in Frankreich scheinbar eine besondere Seltenheit sind, waren manche Blasen sicherlich kurz davor zu platzen und ihre Besitzer hätten am liebsten jeden niedergemetzelt, der ihnen auf dem Weg zur Toilette in die Quere kam.

Für das Bezahlen der Mautgebühren wollte ich ursprünglich den Tipp geben, die Spuren für ausschließliche Kreditkartenzahlung zu befahren, da man dort wesentlich schneller vorankommt als in den "Touri"-Spuren mit Bargeldzahlung. Allerdings gibt es zwei Sonderbarkeiten, die mich daran zweifeln lassen, ob das wirklich ein guter Tipp ist:
1. gibt es Vollpfosten, die die rießigen Schilder mit Karten bzw. Münzen und Scheinen ignorieren oder schlichtweg nicht checken und dann nicht weiterkommen und einmal meinte ein Kleintransporter (naja so klein war er ja dann doch nicht), die Extraspur für größere Fahrzeuge nicht benutzen zu müssen und die zwei Meter Höhenkontrolle schon irgendwie zu schaffen. Tja blöd gelaufen, weil er seinen Transporter darauf quasi aufspießte. Aber gut, das sind ja Ausnahmen, der zweite Grund ist weitaus blöder:
2. funktionierte das eine Zeit lang gut, bis ich plötzlich an einem Schalter stand, der unnachvollziehbarer Weise keine Mastercard akzeptierte. Aber auch das hatte sein Gutes, da ich dadurch den ersten netten - und noch dazu süßen - Franzosen kennenlernte. Der junge Fahrer hinter mir erklärte über die Sprechanlage des Schalters mein Problem (ja ich kann kein Französisch und bin stolz drauf - Spanisch, Italienisch, whatever her damit, aber auf den hochnäsigen bonscheiß kann ich verzichten) und dann konnte ich zurückfahren und mich in die Bargeldschlange einreihen (das Zurückfahren ist nämlich ohne ausdrückliche Anweisung - zumindest in einigen Ländern - verboten).

Alles in allem verlief aber auch diese lange Fahrt ohne nennenswerte Probleme und die läppischen zwei Stunden heute nach Nizza vergingen wie im Flug. Apropos Nizza, hmm das sollte ich jetzt auch mal besichtigen, wenn ich schon hier bin. Sitze gerade mit einem Glas Wein - nein, das stimmt nicht, mit einem Plastikbecher, da ich mein geliebtes Weinglas heute blöderweise gekillt habe - im gemütlichen Garten der Hotelterrasse und hab im Moment so irgendwie gar keine Lust, mich vom Fleck zu bewegen.
Es ist schon irgendwie witzig: in Italien und Spanien konnte ich meine Füße kaum stillhalten, weil es so viel zu sehen gab, aber hier in Frankreich schert es mich so überhaupt nicht. Aber naja, ich habe nicht unbedingt vor, nach Frankreich zurückzukehren und so wollte ich wenigstens Marseille und  Nizza anschauen.

Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen endlich mal meinen ersten Städtebericht fertigstellen kann, zumindest über meinen Kurzbesuch in Marseille.
Das Verfassen und Gestalten der Berichte nimmt weitaus mehr Zeit in Anspruch, als ich gedacht habe, da es so viel zu berichten gibt und die Fotos jedes Mal wie wild herumspringen, bis sie endlich an dem Ort sind, wo ich sie haben will. Mein letzter Blogbeitrag ist während dem Fotoeinfügen überhaupt ganz verschwunden und nie wieder aufgetaucht, aber naja, gut Ding braucht Weile oder so ähnlich...
Spätestens in drei Wochen, wenn ich eine kleine Verschnaufpause in Österreich einlegen werde, werden ganz ausführliche Reiseberichte folgen. Hmm bei dem Gedanken, in das nun noch kleiner und trister wirkende Wolfsberg zurückzukehren, überkommt mich ein ganz komisches Gefühl... also ab in die Innenstadt Nizzas - Adios ;-)

PS: Parkplatzfrust, weil beim Hotel einer dabei sein hätte sollen, aber die paar wenigen vorhandenen logischerweise besetzt waren und ich nun 25€ für eine fünf Minuten entfernte Tiefgarage zahlen und das Gepäck dann dorthin schleppen muss, weil Nizza scheinbar wie Barcelona hauptsächlich aus Einbahnstraßen besteht... just wurscht...

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