Samstag, 29. Juli 2017

Spanisch

Jetzt weiß ich, warum man "das kommt mir spanisch vor" sagt: In Spanien ist wirklich alles anders als im deutschsprachigen Bereich!
Das mussten im 16. Jahrhundert schon die Untertanen von Kaiser Karl V., der seit 1516 spanischer König war, am eigenen Leib erfahren, als er 1519 zum deutschen Kaiser gekrönt wurde und eine Reihe ungewöhnlicher Sitten an seinem Hof einführte, die den Leuten eben "spanisch" vorkamen.

Ich wollte in den letzten Tagen eigentlich endlich meine Reiseberichte über Venedig und Mailand schreiben, benötigte die Zeit allerdings dafür, um mich hier erstmal einzuleben.
Im Vergleich zu meinen bisherigen Aufenthalten (Barcelona miteingeschlossen) fällt es mir hier etwas schwerer, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, da in Valencia recht wenig Englisch gesprochen wird. Entweder können sie es überhaupt nicht oder sie mögen es schlichtweg nicht. Ich versuche tapfer, mich mit meinem bisschen Spanisch zu verständigen, allerdings sind Theorie und Praxis wirklich zwei unterschiedliche Paar Schuhe: Theoretisch verstehe ich Spanisch und kann beispielsweise einfache Sätze lesen und sprechen, in der Praxis überschlagen die Spanier sich aber fast beim Reden, so dass in meinem Kopf meistens nur drei große Fragezeichen herrschen.
Auch die Aussprache ist doch sehr verschieden: Zwar heißt es, dass Spanisch eine einfache Sprache ist, da es meist so gesprochen wie geschrieben wird, was prinzipiell auch stimmt, allerdings pflegen die Spanier zwei spezielle Gewohnheiten beim Sprechen, die für einen deutschsprachigen Menschen nicht gerade leicht zu erlernen sind:
Die Spanier rollen das R und betonen es noch dazu in jedem Wort stark. Versucht mal ein R richtig zu rollen! Gar nicht so leicht oder!? Irgendwie auch verständlich, da es das in unserem deutschsprachigen Raum nicht gibt und angeblich sogar manche spanische Muttersprachler es nie richtig lernen. Mein erster Gedanke war, dass man es am ehesten so wie beim Gurgeln machen könnte - weit gefehlt! Man muss die Zungenspitze an den oberen Scheidezähnen vibrieren lassen (Zungenstellung wie beim T, bei unserem R ist die Zunge allerdings am Zäpfchen). Theorie kapiert, Praxis wird noch probiert...
Außerdem - und das hat mir mein sonst so liebes Lernprogramm Duolingo gekonnt unterschlagen, da es laut meinem Gastgeber wohl sowas wie einen südamerikanischen Akzent verwendet - lispeln die Spanier hier standardmäßig oder zumindest hört es sich so an. Man sagt also nicht einfach "Gracias", sondern "grrassscias"
Puh doch nicht so leicht das Ganze, aber naja wird schon werden...

In meiner Wohnung fühle ich mich jedenfalls irrsinnig wohl! Ich habe hier wirklich alles, was ich brauche und liebe vor allem mein 12m² Terrasse, auf der ich die sonnigen Nachmittage und gemütlichen Abende richtig genieße. So wie ich mich Bücher ausgepackt hatte, habe ich mich hier auch schon zuhause gefühlt - diese Eigenschaft erleichtert mir das Reisen ungemein. Wie sagt man so schön: Zuhause ist ein Gefühl!


Auch einen "neuen Freund" habe ich hier schon gefunden, der mich jeden Abend auf meiner Terrasse besucht. Es ist ziemlich schwer, ein gutes Foto zu machen, da er extrem schnell unterwegs ist. Ich weiß nicht genau, was es ist (ich denke es ist ein Gecko) und ob ich ihn wirklich mögen soll, aber inzwischen habe ich mich schon daran gewöhnt, dass er jeden Abend mal vorbeischaut und es amüsiert mich immer wieder.

Ich wohne in Ruzafa, nicht mal 20 Gehminuten von der Innenstadt Valencias entfernt und komplett abseits des Tourismus. Gleich um die Ecke habe ich einen Supermarkt, eine Trafik die gleichzeitig die Bustickets verkauft und in 5 Minuten bin ich zu Fuß im überraschend belebten Zentrum Ruzafas, wo es ein Lokal nach dem anderen gibt.

Ich genieße es, hier wie zu Hause zu leben, nur eben bei viel angenehmerer Temperatur und Atmosphäre. ;-) Es ist spannend, die völlig andere Lebensweise der Spanier unverfälscht beobachten zu können und ich muss ehrlich gestehen, dass ich an sehr vielem richtigen Gefallen finde: Die Spanier stehen prinzipiell später auf und essen auch später. Mittagsessen ist beispielsweise durchaus erst zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags üblich, am Abend macht man mit Freunden gerne eine "tapear", eine Kneipentour, bei denen man Tapas - also kleine Imbisse oder Snacks - zu sich nimmt, bevor man gegen 23 Uhr die eigentliche Mahlzeit zu sich nimmt, insofern man danach überhaupt noch was runter bekommt.
Ich lebe diese Lebensweise inzwischen in Perfektion, auch wenn es noch immer etwas ungewohnt ist, all die Leute erst zwischen 22-23 Uhr Abendessen zu sehen. Das lange Aufbleiben ist ohnehin mein Ding und meine klimatisierte und voll abdunkelbare Wohnung macht es leicht, richtig lange zu schlafen. :-)
Mein seit langem bestehender Gedanke, dass ich im falschen Land geboren wurde, hat sich hier definitiv bestätigt!

Generell sind die Menschen hier viel entspannter und geselliger. Heute besuchte mich beispielsweise mein äußerst liebenswerter Gastgeber und war eigentlich in Eile, da er noch einen Termin hatte, saß aber trotzdem gemütlich eine halbe Stunde mit mir auf der Terrasse und verfeinerte seinen Kaffee versehentlich mit Salz anstatt mit Zucker - er war dann gestern wohl doch zu lange auf folgte als nüchterne Erklärung mit einem breiten Grinsen. Tja das sind noch zwei weitere typische Eigenarten der Spanier: Es ist sowas von normal, um die 10 Minuten zu spät zu kommen, da hier prinzipiell niemand Stress hat und es ist auch unter der Woche üblich, bis nach Mitternacht aufzubleiben. Am Mittwoch um circa 23 Uhr war die Stadt beispielsweise voll von Menschen, die überall gemütlich in größeren Runden in einer Bar oder einem Restaurant saßen und alle paar Minuten hörte man ein freudiges "Hola" und dann wurde auch schon wieder reihum links und rechts geküsst. Einfach herrlich zum Ansehen! Niemand wirkte frustriert von seiner Arbeit oder in Sorge, morgen nicht ausgeschlafen zu sein - schon irgendwie merkwürdig, wenn man das mit Österreich vergleicht.

Außerdem fühle ich mich hier echt sicher. Ich hab mich nachts schon zweimal verlaufen (keine Ahnung, warum mir das hier so leicht passiert, wo ich mich in den anderen Städten doch immer gut zurecht gefunden habe) und bin dann dank Google Maps in irgendwelchen verlassenen Gassen (die am Foto war eh schön beleuchtet, da gab es noch ganz andere...) gelandet, bis ich endlich wieder wusste, wo ich bin, aber ich hatte bisher keine einzige brenzlige Situation. Auch im belebten Barcelona, das für seine Taschendiebe bekannt ist, war es kein Problem, um halb 12 Uhr nachts alleine zum Hotel zurückzugehen, auch wenn ich anfangs doch ein etwas mulmiges Gefühl hatte. Ich glaube, es die eigene Einstellung und Ausstrahlung macht sehr viel aus: Wenn man selbstbewusst durch die Straßen geht und keine Angst ausstrahlt, passiert auch nicht so leicht etwas.

Jedenfalls genieße ich meine Reise sehr und freu mich schon, Valencia in allen Facetten weiter zu erkunden. Gestern hatte ich einen wunderschönen Abend am traumhaften Strand, der etliche nette Restaurants, super feinen Sand und klares, warmes Wasser besitzt.

Wenn das mit dem Spanisch irgendwann besser funktioniert, könnte ich mir durchaus vorstellen, hier zu leben, zumal man hier (zumindest für meinen Geschmack) eine richtig gute Flasche Rotwein um sagenhafte 1,75€ und 500g(!!!) Serrano Schinken um 4,99€ bekommt. ;-) In Österreich zahlt man dafür das 3-4fache und auch die Wohnungspreise scheinen (entgegen der Info aus dem Internet, dass die Lebenserhaltungskosten in Spanien höher seien als in Österreich) in etwa so wie bei uns zu sein.
Wo auch immer mein Weg mich hinführen wird, die momentane Zeit hier ist jedenfalls traumhaft!




Donnerstag, 20. Juli 2017

Pläne

"Ein Plan ohne Programm ist ein Traum."
Jüdisches Sprichwort

Diesen Traum lebe ich gerade und seine Schönheit übersteigt jegliche Vorstellungskraft und Beschreibungsfähigkeit! Trotzdem möchte ich versuchen, hier ein paar meiner Eindrücke zu schildern:

"Wie töricht ist es, Pläne für das ganze Leben zu machen, da wir doch nicht einmal Herren des morgigen Tages sind."
Seneca

Ich habe für die 1 1/2wöchige Anreise nach Valencia, wo ich für ein Monat eine Wohnung gemietet habe, nicht viele und nur grobe Pläne gehabt und selbst die teilweise komplett verworfen.

In Venedig wollte ich beispielsweise an meinem letzten Abend vor der Fahrt nach Mailand früh schlafen gehen, zumal ich vom stundenlangen Schlendern durch die verwinkelten Gassen Venedigs recht müde war. Als ich auf der Hotelterrasse noch eine rauchte, quatschte mich ganz unvermittelt Brad an.
Er kommt ursprünglich aus Seattle, wohnt
derzeit in Stockholm und zeigt seiner Mom gerade einen Monat die schönsten Orte Europas.
Brad wollte eigentlich auch nur eine letzte Zigarette rauchen, da er schon seit halb 4 Uhr auf den Beinen war. Wir verstanden uns aber auf Anhieb so prächtig, dass unserer beider Müdigkeit bald verflog. Nach dem vierten "okay one last drink" gab ich es auf und fand mich damit ab, dass wir beide den Abend total genossen und ihn nicht so schnell enden lassen wollten. Wir verbrachten zusammen bis halb 3 Uhr einen irrsinnig lustigen Abend, stießen in sechs verschiedenen Sprachen an (Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Polnisch und Japanisch) und führten zu späterer Stunde tolle tiefgründige Gespräche.
Am nächsten Tag war ich natürlich hundemüde und hatte sooo einen Kopf, aber ich bereue keine Sekunde dieses fantastischen Abends, der mir einen Menschen schenkte, den ich ganz sicher irgendwann irgendwo in Europa wiedersehen werde.

"Wer keinen Zeitplan kennt, kennt keine Verspätungen."
Walter Ludin

Ich dachte mir, dass Fragen nichts kostet und es war tatsächlich kein Problem, weitere zwei Stunden ohne Aufpreis im Hotel zu bleiben. Nach einer Kopfwehtablette und einer weiteren Stunde Schlaf fühlte ich mich fast wieder wie neugeboren und konnte mühelos die Fahrt nach Mailand hinter mich bringen.
Dort wollte ich dann aber wirklich (ja wirklich!) früh schlafen gehen und wollte nur noch schnell in der Pizzeria gegenüber meines Hotels was essen. Ich war schon beim Zahlen und somit am besten Weg ins Bett, als Luciano, ein Busfahrer aus der Toskana, "you are smart" zu mir sagte, weil ich mit dem netten Kellner gerade über die Touristenpreise redete. Er wollte unbedingt, dass ich mich kurz zu ihm setze und eine mit ihm rauche - ja rauchen macht sehr gesellig meine lieben Nichtraucherfreunde ;-) - und schon hatte ich einen Averna vor mir stehen, einen sizilianischen Bitterlikör, von dem ich an diesem Abend noch einige spendiert bekommen würde. Gemeinsam mit seinem Kollegen Luigi verbrachte ich einen weiteren total lustigen Abend und kam wieder erst um kurz vor 2 Uhr ins Bett.
Luciano und ich verabredeten uns übrigens für den übernächsten Abend, wenn er wieder mit einer Reisegruppe in Mailand sein würde, zum Essen und es war einer der amüsantesten Abende überhaupt!

"Wer sich viel vornimmt, dem kann auch viel misslingen."
Mark Twain

Ich genieße es, mich einfach treiben und von den Momenten überraschen zu lassen. Eigentlich wollte ich mir in Venedig und Mailand nur ein paar Highlights ansehen und vor der Weiterfahrt ein bisschen relaxen, im Endeffekt erlebte ich ein paar der wundervollsten Tage meines bisherigen Lebens überhaupt!

In Venedig ist ein Stadtplan übrigens generell überflüssig - mit einer ungefähren Ahnung der Richtung kommt man durch etliche verwinkelte Gassen, die immer wieder Überraschungen in sich bergen, schließlich auch an sein Ziel und hat wirklich viel von der Stadt gesehen.


"Die Planer planen und das Schicksal lacht darüber."
Mohammed

In Mailand wollte ich mir unbedingt "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci anschauen. Durch mein kleines Heimatkaff Wolfsberg ist der Sonntag in meinem Kopf immer noch ein toter Tag, aber die Rezeptionistin verkündete ganz lässig "In Milano everything is open 7 days a week". Mit dieser vermeintlichen Gewissheit im Hinterkopf verbrachte ich einen richtig entspannten Sonntag in Mailand und genoss es ohne Stress einfach die Stadt zu fühlen. Ich war ohnehin so überwältigt vom Mailänder Dom, dass ich meine Augen nicht von ihm abwenden konnte. (Berichte über Venedig und Mailand folgen hoffentlich bald)
Beim Erkunden der Stadt hörte ich dann von Weitem eine wunderschöne Stimme "Hallelujah" singen und folgte ihr, bis ich Lorenz nahe dem Dom mit seiner Gitarre sitzen sah und seine Musik mich komplett in ihren Bann zog. Irgendwann setzte ich mich mitten in Mailand einfach auf den Boden nieder und saß dort mindestens eine halbe Stunde wie verzaubert. Es war so toll, dass ich am nächsten Tag extra noch mal hinging und es genauso genoss wie beim ersten Mal!
Ich hätte gerne ein Video davon hochgeladen, aber es ist leider zu groß für diesen Blog...

Blöderweise vergaß die Rezeptionistin anzumerken, dass am Montag alle Museen geschlossen haben.
Ich hätte eigentlich von Wien schon wissen müssen, dass in großen Städten oftmals der Montag der tote Tag ist und hab mich ohne am Sontag viel zu recherchieren auf die Auskunft der Rezeptionistin verlassen und somit halt meinen ersten richtigen "Landei-Fehler" begangen.
Für mich stand aber ohnehin schon seit dem ersten Tag in Mailand und der überwältigenden Faszination für den Dom fest, dass ich diese Stadt auf jeden Fall noch einmal besuchen werde und so verbrachte ich auch ohne Museumsbesichtigungen eine wundervolle Zeit hier.
Mein geplanter kultureller Sightseeing-Tag verlagerte sich schlichtweg hin zum gemütlichen Schlendern durch die Gassen, wodurch ich viele schöne Gebäude und eine total liebe Boutique entdeckte, die meine Preisklasse nicht um das 10fache überstieg. Ich landete sogar bei der Bibliothek, die ich für diesen Aufenthalt schon gestrichen hatte und konnte zumindest eine total schöne Kirche nebenan besichtigen.

"Wir planen nach dem, was wir wissen und handeln nach dem, was wir glauben."
Ernst  Reinhardt

Es ist ein gutes Gefühl, einen ungefähren Plan zu haben, aber ein noch besseres, dann einfach seiner Intuition zu folgen!

Ich wollte mir ursprünglich Nizza anschauen, zumal ein Zwischenstopp nach 3 3/4 Stunden Fahrt von Mailand recht angenehm gewesen wäre. In Mailand dachte ich dann aber, dass es weniger stressig für mich sein würde, einmal länger zu fahren und dafür einmal weniger Gebäck schleppen und Ein- bzw. Auschecken zu müssen und so bin ich mit zwei 10 minütigen Pausen direkt nach Marseille gefahren.
Nach vier Stunden hatte ich zwar einen kleinen Durchhänger, aber nach einem völlig überteuertem Starbucks Kaffee an der Autobahnraststätte fühlte ich mich wieder ganz ok.


Natürlich hatte ich dann nach insgesamt inzwischen über 1000 Kilometern gerade zu dem Zeitpunkt einen Stau, als ich echt schon froh war, bald da zu sein, aber naja wie alles im Leben ging auch dieser vorüber und letztendlich bin ich froh, dass ich jetzt zwei Tage zum Relaxen hatte, die ich nach der aufregenden letzten Woche mit wenig Schlaf auch dringend notwendig hatte.


Ich wollte mir auf dem Rückweg im August eigentlich ein paar Dinge an der Cote d'Azur (keine Ahnung, wie man das Häkchen auf das o machen kann, sorry...) besichtigen.
Nun sind mir die Franzosen aber so gar nicht sympathisch und außerdem ist das Wetter heute miserabel, so dass ich nun auch auf die Besichtigung von Marseille verzichtete und keine sonderliche Lust verspüre, dieses Land noch einmal zu besuchen.
Glücklicherweise fiel mir die Idee wieder ein, eventuell eine Fähre zu nehmen und mein liebster Freund Google zeigte mir prompt, dass das nicht nur stressfreier sein würde, sondern dass ich mir auch noch einiges an Zeit und Geld ersparen würde:
- Fähre: ca. 20h um ca. 217€
- Autofahrt ca. 9h Fahrt plus eine notwendige Übernachtung (also mind. +12h) um mind. 280 €
Ich glaube, es versteht sich von selbst, dass ich dieses Angebot dankbar annehmen und lieber noch mehr Zeit mit den viel liebenswerteren Italienern verbringen werde ;-)

Morgen geht es weiter nach Barcelona und trotz erneuter fünfstündiger Fahrt freu ich mich echt schon hier wegzukommen. Das Hotel ist zwar schön und hat sogar einen Pool, aber die französischen Leute sind wie gesagt meiner Meinung nach total unfreundlich und unsympathisch. Ich fühle mich hier erstmals ein bisschen alleine, weiß aber, dass es mir morgen in Spanien sicher wieder so gut gehen wird wie bei meinen lieben Italienern.
Schon irgendwie komisch, dass alle drei von derselben Sprache abstammen, das Französisch im Gegensatz zum Spanischen und Italienischen aber so kalt wirkt und sich das auch in der Mentalität widerspiegelt...
Frankreich ist eben anders...                                                      
                                                                                                              au revoir ;-)

Dienstag, 18. Juli 2017

Anleitung fürs Kommentieren

Da ich schon einige ratsuchende Nachrichten erhalten habe, hier eine kurze Anleitung zum Kommentieren:

Am Ende jedes Posts steht "Keine Kommentare" bzw. "Kommentare", wenn schon jemand kommentiert hat (keine Ahnung, warum es die Anzahl der Kommentare nur bei einem anzeigt, aber nicht mehr bei mehr als einem Kommentar...).
Ihr müsst nur auf Kommentare draufklicken und dann bei "Kommentar schreiben als" euer Google Konto auswählen. Falls ihr keines habt, ist ein solches in zwei Minuten erstellt.
Wenn ihr mit dem Schreiben fertig seid, braucht ihr nur noch auf "Veröffentlichen" drücken und das war es dann auch schon ;-)
Mit "interessant, cool oder inspirierend" könnt ihr glaube ich auch ohne ein Google-Konto reagieren.

Ich hoffe, diese Anleitung war hilfreich und freu mich schon auf eure Kommentare! :-)

Ich starte jetzt meine fünfstündige Fahrt Richtung Marseille und hoffe, dass ich in den nächsten Tagen mehr Zeit zum Schreiben habe!

Alles Liebe, Sanni

Samstag, 15. Juli 2017

Faszination

Dieses Wort beschreibt mein Denken und Fühlen im Moment wohl am besten. Ich bin schlichtweg überwältigt von all den tollen neuen Eindrücken und finde so vieles wirklich faszinierend:

  • die extrem freundlichen und hilfsbereiten Menschen
  • die Einfachheit des Reisens
  • dass ich nie wirklich alleine bin
  • die interessanten Persönlichkeiten, die ich allein in der kurzen Zeit schon kennengelernt habe
  • dass Spaghetti mit Meeresfrüchten in der Stadt fünf Euro mehr kosten als außerhalb
  • dass ein 0,4l Bier geschlagene 7 Euro kosten kann
  • dass man in Italien mit Englisch problemlos auch mehrere Stunden mit allen möglichen Leuten wirklich tolle Gespräche führen kann
  • dass ich seit neuesten die meiste Zeit in Englisch denke, auch wenn ich drei Stunden allein im Auto sitze :)
  • dass mir öfters eher das spanische als das englische Wort einfällt und die Italiener das logischerweise auch verstehen
  • dass ich mich bis jetzt sofort überall wohl gefühlt habe
  • und so vieles mehr, das man gar nicht in Worte fassen kann!



Reisebeginn


"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne"
Hermann Hesse

... und manchmal auch ein kleiner Schrecken...

Die letzten zwei Wochen waren einfach nur verrückt. Egal wie gut man auch plant, es passieren dann doch viele unvorhersehbare Dinge.
Vor zwei Wochen fing mein Handy plötzlich an, sich dauernd aufzuhängen, nicht mehr zu navigieren etc. und dann überhitzte es auch noch bei jedem noch so kurzem Gebrauch. Mein erster Gedanke war natürlich: Warum jetzt? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Dann schaffte ich es in der Hektik auch noch das erste Mal in meinem Leben auf meine Brille draufzusteigen und den Bügel um 180 Grad zu verbiegen.
Somit war die Zeit für meinen ersten Reisepanikanfall gekommen. Ich bekam wirklich alle Zustände, von Herzrasen über Schwindelgefühl bis hin zur totalen Verzweiflung.
Ein wahres Wundermittel war ein gutes Glas Rotwein und einfach eine Nacht drüber zu schlafen und dann schaute die Welt wieder ganz anders aus. Ich bestellte mir ein neues Handy, mit dem ich nun die totale Freude habe und noch dazu habe ich jetzt ein Ersatzhandy, das zumindest noch für das Nötigste funktioniert, falls mir mein neues Handy gestohlen werden sollte.
Die Brille ließ sich auch wieder gerade biegen, aber da es zufälligerweise gerade ein -33% Angebot gab und ich mir ohnehin schon lange eine neue Brille zulegen wollte, habe ich dann doch noch eine gekauft. Auch in diesem Fall bin ich nun beruhigt, dass ich eine Ersatzbrille auf meiner Reise dabei habe und so für alle Eventualitäten gerüstet bin.
Das ganze Drama hat sich also als Glücksfall herausgestellt. Wie sagt man so schön: Kein Nachteil ohne Vorteil! Das passt irgendwie auch ganz gut zu meinem Leitspruch: Die wirklich wichtigen Dinge trägt man immer bei sich und alles andere kann verloren gehen und ersetzt werden.

Die positive Umdeutung der Misere half mir dann auch in den letzten Tagen vor meiner Abfahrt, in denen auch nicht alles glatt ging.
Ich plagte mich beispielsweise über 1 1/2 Stunden mit der Kündigung meines A1 TV und Internets ab. Eigentlich wollte ich den Anschluss behalten, aber da A1 die ohnehin absurden Preise nun auch noch erhöht hat, wollte ich von meinem fristlosen Kündigungsrecht Gebrauch machen. Dass dies so schwierig werden würde, hätte ich allerdings nicht gedacht, da Kündigungen sonst auch recht einfach vonstatten gehen. Zuerst scheiterte ich schon daran, im Internet eine Telefonnummer zu finden und über meinen Account gab es auch keine Kündigungsoption. Na gut, Vertrag herausgekramt, Nummer herausgesucht, angerufen. "Das können Sie über unser Kontaktformular im Internet kündigen." Gesagt, getan - ne eben nicht, da bei dem Kontaktformular 1000 Anliegen auszuwählen war, ich aber nirgends das Wort Kündigung finden konnte. Nochmal angerufen, anderer Mitarbeiter in der Leitung: "Das können Sie uns per Email schicken." Blöd nur, dass die genannte Email-Adresse nicht existiert. Ein drittes Mal angerufen, 5 Minuten in der Warteschleife, dann einfach rausgeschmissen worden. Ahhhh..... Der dritte Mitarbeiter sagte dann wiederum, dass die anderen zwei Auskünfte Blödsinn seien und ich das per Post schicken muss.
Ich kann ja verstehen, dass ein Unternehmen keine Kunden verlieren möchte, aber die A1 Inkompetenz und Unfreundlichkeit ist echt ein Wahnsinn!

Im Endeffekt haben mich solche Idiotien so viel Zeit gekostet, dass ich nach sechs Mal "wenn ich in einer Stunde wegfahre, ist es auch noch ok" es irgendwann abgehakt habe, dass ich wie geplant am Dienstag wegkomme. Ich habe dem Hotel Bescheid gesagt und mir ohne weiteren Frust gedacht: "Na gut, dann hab ich halt die ersten 80 Euro verschissen". Im Endeffekt musste ich sie dann ohnehin nicht zahlen.
Das Ironische war, dass mein Kalender mir schon den ganzen Tag versuchte zu sagen, dass ich einen Gang runterschalten sollte :-)


Am nächsten Tag startete ich dann voller Energie und beruhigt, dass jetzt wirklich alles erledigt ist und ich (hoffentlich) alles eingepackt habe - das Auto ist zumindest gestopft voll. :-)

Die Fahrt war total relaxt: merkwürdig wenig Verkehr und die Bezahlung der Mautgebühren funktioniert auf den Autobahnen auch ganz easy.

Ich bin schon gespannt, wie viele Kilometer es zum Schluss sein werden! :-)

Total praktisch finde ich den ÖAMTC Routenplaner, der einem berechnet, wie viel Maut man zahlen wird. Auch die ÖAMTC Reiseinfos empfinde ich als extrem hilfreich, da sie alle wichtigen Informationen zu Mitführpflichten, Fahrverboten und anderen Sonderbarkeiten enthalten. So musste ich mir für Frankreich beispielsweise ein Erstatzlampenset zulegen, für Spanien wiederum ein zweites Warndreieck und auch ein Reserverad ist in manchen Ländern Pflicht.
Generell empfehle ich jedem, der mit dem Auto im Ausland unterwegs ist, den ÖAMTC Schutzbrief! Damit ist man wirklich für alle Fälle abgesichert und durch die Mitgliedschaft bekam ich beispielsweise auch einen gratis "Sommerfit-Check", was vor einer zweimonatigen Autoreise wirklich praktisch ist.

Weitere unverzichtbare Reiseutensilien sind mein geliebtes "1000 places to see before you die", welches umfassende und gleichzeitig übersichtliche Informationen zu allen möglichen Städten samt den Sehenswürdigkeiten, Besonderheiten, Hotels, und speziellen Restaurants/Bars enthält und mein neu erworbener Reisegürtel. Ich bin ja prinzipiell kein Fan von Bauchtaschen, aber das Ding ist wirklich spitze! Gerade so groß, dass man Handy, Geld und Schlüssel darin verstauen kann, fällt er unter der Kleidung so gut wie gar nicht auf und fühlt sich so angenehm zu tragen an, dass man ihn nach kurzer Zeit kaum noch bemerkt.

Ich liebe das Reisen mit dem Auto jetzt schon und schätze die Unabhängigkeit und Flexibilität, die ich dadurch habe. Außerdem muss ich mir keine Gedanken über das Gewicht des Gepäcks machen und es ist ein schönes Gefühl, für (hoffentlich) alle Fälle gerüstet zu sein.













Eine der wertvollsten Erfahrungen bis jetzt ist, dass alles viel einfacher und stressfreier als gedacht ist! Und so ist nach einer erfrischendem Dusche und einem entspannten Abend auf der Hotelterrasse nach und nach der ganze Stress von mir gefallen.

Die ersten 4 Tage waren super relaxt und gleichzeitig aufregend, ich finde im Moment kaum Zeit zum Schreiben, aber der nächste Post folgt bestimmt! ;-)

PS: Das Einzige, was bis jetzt wirklich nicht funktioniert hat, ist der Insektenschutzspray. Inzwischen bin ich am ganzen Körper übersät von quälend juckenden großen roten Flecken. Der einzige Trost ist, dass es allen anderen auch so geht und es recht amüsant ist, all die rot befleckten Beine und Arm zu betrachten. :)

Mittwoch, 5. Juli 2017

Gefühlschaos

Ich muss gestehen, dass ich nun fünf Tage vor meiner Abreise doch mit ambivalenten Gefühlen zu kämpfen habe.

Zurzeit bin ich durch die immense Vorfreude auf meinen Trip irrsinnig aufgedreht und habe noch gefühlte 1000 Dinge zu erledigen. Gleichzeitig packt mich aber auch eine (zugegebenermaßen nicht wirklich erwartete) Wehmut. Mit jeder Verabschiedung wird mir mehr bewusst, wie viel ich in den nächsten Monaten doch vermissen werde.

Noch dazu fühle ich stark mit zwei ganz lieben Menschen mit, die gerade ebenfalls etwas mit ihren Gefühlen zu kämpfen haben. Aber ich bin mir auch sicher, dass sie das super meistern werden, weil sie einerseits starke Persönlichkeiten sind und andererseits jede Widrigkeit irgendwann vorübergeht.

Allerdings weiß ich auch, wie schwer es ist, "negative“ Gefühle auszuhalten, wobei ich sie schon lange nicht mehr als solche bezeichne. Durch eine ganz besondere Freundin habe ich gelernt, dass es das Beste ist, Gefühle nicht zu bewerten, sondern sie "einfach" zu akzeptieren, wie sie sind. Einfach ist das natürlich keineswegs, aber der einzige Weg, sie erträglich zu machen.

Der sinnloseste Kampf ist der gegen einen selbst. Gefühle haben einen Grund und wollen gelebt werden, sonst laufen sie irgendwann Amok. So schwer und paradox es auch erscheint, das Beste ist, wenn man sich dem momentanen Gefühlen wenn möglich voll hingibt, beispielsweise die Melancholie mit einem Glas Rotwein (bitte nicht eine ganze Flasche!), trauriger Musik und eventuell auch Tränen richtig "zelebriert" und so widersinnig es auch erscheint, dadurch wird es etwas leichter.

Das Allerwichtigste ist aber Geduld und Verständnis für sich selbst! Man kann und muss nicht immer funktionieren und super drauf sein, es ist auch legitim, mal traurig zu sein!

Während ich in diese Gedanken versunken war, schüttete es in Strömen, alle zwei Minuten hörte man die Sirene und alles fühlte sich ziemlich wüst an. Doch wie immer folgte zwangsläufig irgendwann auf den Sturm der Sonnenschein und so hatte ich die Möglichkeit, dieses schöne Sinnbild für das Leben zu bewundern:

 

Dazu ist mir wieder ein Spruch von Jochen Mariss eingefallen, der mir vor langer Zeit einmal wirklichen Trost spendete:

Im Zweifel schlummern tausend neue Möglichkeiten,
im Meer der Tränen schwimmt ein erstes Lächeln,
in jedem Zögern wartet schon der erste Schritt.
Am Grund der Schwermut liegen federleichte Flügel,
in jedem kalten Winter wartet schon ein Frühlingsgruß
und jede dunkle Nacht trägt in sich schon das Licht des Tages.

Es gibt nie „Schlechtes“ ohne „Gutes“ (wenn es auch gerade nicht sichtbar ist), das Gleiche gilt umgekehrt und alles ist letztlich vergänglich. Das ist manchmal sehr traurig, manchmal aber auch immens tröstend. Egal wie deprimierend und trostlos etwas in dem Moment auch sein mag, es folgen mit 100%iger Sicherheit wieder fröhlichere Tage mit Sonnenschein!

Und so werde ich mich nach einem Tag voller Reisefieber nun beruhigt der Melancholie hingeben und in der Gewissheit einschlafen, dass ich morgen wieder mit einem Lächeln aufwachen werde.

PS: Es hat gerade wieder angefangen zu regnen, ist schon irgendwie ironisch! ;)

 Passt gut auf euch auf meine Lieben!

 Alles Liebe, Sanni

Mein Leitspruch

Der lateinische Spruch " sapiens omnia sua secum portat " wird durch Cicero dem griechischen Philosophen Bias von Prine (6. Jh.v.C...