Sonntag, 8. Oktober 2017

Pisa

Pisa befindet sich in der Toskana und präsentiert sich – abgesehen vom weltbekannten Schiefen Turm – relativ alltäglich. Abseits des Turms spielt sich nicht viel ab, weder durch Sehenswürdigkeiten noch Menschenmassen.

Auf meinem Weg von Frankreich nach Florenz machte ich einen kleinen Zwischenstopp in Pisa, das ursprünglich eigentlich gar nicht auf meiner Liste stand. Aber da es auf dem Weg lag, wollte ich die Chance nutzen, den Schiefen Turm mal mit eigenen Augen zu sehen und mich gleichzeitig ein bisschen vom vielen Autofahren erholen, bevor ich mein heißersehntes Florenz besuchte.

Wirklich viel sprang mir in Pisa nicht ins Auge (selbst mein Reiseführer meinte, dass sich ein Besuch in Pisa hauptsächlich wegen dem Turm lohne), es hat allerdings auch etwas für sich, das italienische Leben abseits des Tourismus in seiner Ursprünglichkeit zu beobachten.
Der Turm (Campanile) ist aber eine Sehenswürdigkeit im wahrsten Sinne des Wortes! Dass das Ding überhaupt noch steht, ist echt ein Wunder! Nicht umsonst heißt der Platz dort Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder), welcher mit seinen Grünanlagen rund um die Sehenswürdigkeiten wirklich schön gestaltet ist.

Der Bau begann bereits im 12. Jahrhundert und sollte ein schöner, frei stehender Glockenturm für den Dom werden. Leider waren die Fundamente derart instabil, dass der Turm sich schon während dem Bau zu neigen begann. Über 100 Jahre stand der Bau still, bis man mit den weiteren Etagen versuchte, den Neigungswinkel auszugleichen. Da der weiche Grund (Sand, Lehm etc.) sich aber unter dem Gewicht des 55 Meter hohen und 14,5 Tonnen schweren Turms weiterhin verformte, wurde der Turm nach seiner Fertigstellung im 14. Jahrhundert immer schiefer, bis es dann in den 1990ern zu brenzlig wurde und man durch verschiedenste Sanierungsarbeiten (hunderte Tonnen Bleibarren als Gegengewichte, Stahlreifen zur Sicherung der durch die Neigung entstandenen Risse im Marmor, Bearbeitung des Bodens etc.) den Turm stabilisierte, den Neigungswinkel reduzierte und bei hoffentlich dauerhaften ca. vier Grad stoppte.
Neben dem Turm befindet sich noch der Dom und das Baptisterium. Diese drei mittelalterlichen Gebäude zählen seit den 1980ern zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Anmerkung: UNESCO ist die Abkürzung für United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization. Sie ist eine internationale Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die die Erziehung, Wissenschaft und Kultur fördert.

Da ich gesundheitlich etwas angeschlagen war, zog ich es vor, das Ganze gemütlich von außen zu betrachten, zumal das Wetter an diesem Tag einfach traumhaft schön war. Ich denke auch nicht, dass es die 18 Euro wert sind, die fast 300 Stufen des Turms nach oben zu gehen, immerhin ist er ja wegen seiner Schiefheit so aufregend und davon hat man im Inneren wohl nicht allzu viel. Außerdem darf man für diesen – entsprechend dem Preis-Leistungsverhältnis – völlig überteuerten Eintritt angeblich gerade mal 15 Minuten im Turm bleiben, bis die nächste 40 Personengruppe folgt.

Das Baptisterium (die Taufkirche) soll angeblich eine beeindruckende Akustik haben und je mehr Gebäude (Friedhofsanlage und Museum stehen auch noch zur Auswahl) man besucht, desto günstiger bekommt man den Eintritt insgesamt.




Der Dombesuch ist kostenlos, man benötigt aber entweder das Eintrittsticket von den anderen Gebäuden oder ein Gratisticket mit einer vorgegebenen Besuchszeit. Man muss allerdings in Kauf nehmen, dass dieser Platz insgesamt touristisch vollkommen überlaufen ist und man selbst im Freien aufpassen muss, nicht von einer überenthusiastischen Reisegruppe in ihrer Fotowut niedergetrampelt zu werden.



Es war echt lustig, den ganzen Touristen beim Posieren während dem „Turmstützen“
zuzusehen und diesmal war ich wirklich chancenlos, selbst dem Touristenkitsch zu widerstehen…

Pisa hat neben diesem UNESCO-Weltkulturerbe Mitte des 16. Jahrhunderts auch einen Menschen hervorgebracht, der unser Weltbild entscheidend veränderte: Galileo Galilei.
Glaubt man den Legenden, hat Galileo Galilei an diesem Ort einige seiner genialsten Erkenntnisse gewonnen: Vom Turm aus soll er die Fallgesetze erforscht haben und im Dom soll ihm durch die Beobachtung der Bewegung der Kanzelleuchte die Idee zu den Gesetzen der Pendelschwingung gekommen sein. Galilei trug als Universalgelehrter (Mathematik, Physik, Astronomie, Philosophie u.a.) jedenfalls viel zu unserem heutigen Wissen bei und erlangte vor allem große Berühmtheit, indem er das heliozentrische Weltbild von Kopernikus (das seine Wurzeln bereits in der Antike hat und nach Kopernikus von Kepler weiterentwickelt wurde) wissenschaftlich bestätigte und schließlich vor der Kirche widerrufen musste. (Die Kirche revidierte ihr Urteil offiziell erst im Jahre 1992...)

Literaturtipp: Bertolt Brecht – Leben des Galilei
Wer sich für das Leben und Schaffen Galileis interessiert, sollte unbedingt dieses wirklich toll geschriebene Schauspiel lesen, das sich weitgehend an die historischen Fakten hält (naja abgesehen vom Werkschmuggel, aber ein bisschen literarische Freiheit muss ja sein…). Es behandelt insgesamt 28 Jahre seines Lebens und beschäftigt sich neben seiner Bestätigung des kopernikanischen Weltbildes, dass die Sonne und nicht die Erde der Mittelpunkt des Universums ist, vor allem mit seinem Konflikt, ob er – unabhängig von den Folgen – zu seiner Entdeckung stehen soll.

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.

Am Beginn von jedem der 15 Kapitel steht ein kurzer Hinweis zum historischen Kontext und ein Vers, beispielsweise zu Beginn des Werkes:
„Galileo Galilei, Lehrer der Mathematik zu Padua, will das kopernikanische Weltsystem beweisen.
In dem Jahr sechzehnhundertundneun
Schien das Licht des Wissens hell
Zu Padua aus einem kleinen Haus.
Galileo Galilei rechnete aus;
Die Sonn steht still, die Erd kommt von der Stell.“
Brecht legt vor allem Galilei viele weise Aussprüche in den Mund (z.B.: „Unsere Unwissenheit ist unendlich, tragen wir einen Kubikmillimeter ab.“ oder „Vertrauen wird dadurch erschöpft, daß es in Anspruch genommen wird.“) und die Dialoge gestalten sich meiner Meinung nach locker lustig, aber ebenso informativ. Als kleine Kostprobe findet ihr auf diesem Foto den Moment, in dem Galilei seinem Schüler begreiflich machen will, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt.


Fazit: Der Turm ist toll und wirklich sehenswert – sonst ist Pisa aber ziemlich unspektakulär.

Tipp: Wenn ihr in die Toskana wollt, besucht das traumhafte Florenz und macht davor oder danach einen kurzen Abstecher zum Schiefen Turm - Pisa ist nur etwa 1 ¼ Stunden bzw. 85 Kilometer von Florenz entfernt!
In Zentrum Pisas besteht wie in den meisten italienischen Innenstädten Fahrverbot (ZTL – Zona Traffico Limitato). Parkplätze gibt es beispielsweise gebührenpflichtig beim bewachten Pisa Tower Parking oder kostenlos beim Free Parking Via Paparelli. Man hört immer wieder von aufgebrochenen Autos in Pisa, aber ich ließ mein Auto trotzdem am unbewachten kostenlosen Parkplatz stehen und spazierte die ca. 15 Minuten zum Turm. Dafür bekam ich bei der Rückkehr zum Auto einen richtigen Schrecken: „Das gibt es doch nicht, da sitzt jemand in meinem Auto! Was kramt der denn da herum? Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ dachte ich unter pochendem Herzrasen und beschleunigte meinen Schritt, ohne eigentlich genau zu wissen, was ich tun werde, wenn ich beim Auto angekommen bin, da der Parkplatz zu dieser Zeit ziemlich verlassen war und ich kräftemäßig wohl kaum gegen einen Mann ankomme würde. Umso erleichterter war ich, dass die ganze Panik Gott sei Dank umsonst war, denn es handelte sich bloß um eine simple optische Täuschung: Hinter meinem Auto stand ein weiteres weißes Auto, das von meinem komplett verdeckt wurde, dass es von der Entfernung tatsächlich so aussah, als säße der Mann in meinem Auto. Tja und so wird einem auf Reisen nie langweilig :)


Sonntag, 24. September 2017

Venedig

"Venedig verwirrt und verzaubert - werfen Sie also den Stadtplan weg und wandern Sie herum."
Wie Recht mein lieber Reiseratgeber 1000 places to see before you die damit doch hat! Bei all den kleinen verwinkelten Gassen hilft einem der Stadtplan ohnehin nicht weiter und mit einer ungefähren Ahnung von der Richtung der nächsten Attraktion kommt man dort auch irgendwann problemlos an.

Je älter (ja ich weiß, ich bin ja noch gar nicht so alt...) ich werde, desto mehr verstehe ich den Spruch Der Weg ist das Ziel!
Sowohl bei meinem Venedig-Besuch als auch während des vergangenen Jahres habe ich realisiert, dass das Beschreiten eines Weges eigentlich viel schöner ist als das Erreichen des Zieles.

Wenn man nur starr auf ein Ziel dahinsprintet, verpasst man all die schönen Augenblicke entlang des Weges. In Venedig lauert beispielsweise in jeder Gasse irgendeine Überraschung - sei es ein schönes Gebäude, ein gutes Restaurant, ein lustiger Shop eine anschauliche Statue oder am Ende einer Gasse sogar ein gemütlicher Park.


Neben unzähligen Tauben befinden sich auch die Möwen immer wieder mal im Sturzflug durch die vielen Menschköpfe und scheinen dieser komischen Spezies gegenüber auch nicht viel Respekt aufzubringen. ;-)

Ich bin stundenlang quer durch die wunderschöne Hauptstadt Venetiens geschlendert und konnte gar nicht genug von dieser auf etwa 120 Inseln verteilten Wasserwelt bekommen.

Man schafft es an einem Nachmittag zu Fuß locker einmal quer durch das Zentrum Venedigs und zurück, auch wenn die Füße danach doch ein bisschen schmerzen. ;-) Ich staunte nicht schlecht, als ich später im Internet las, dass sich das historische Zentrum, welches sich über einige größere Inseln erstreckt, eine Fläche von 7km² hat und finde es beeindruckend, dass dieses Schwemmland bereits durch nacheiszeitliche Flüsse hervorgebracht wurde.




Canal Grande
Dieser über 3km lange s-förmige Kanal ist die Hauptattraktion Venedigs und gewissermaßen
dessen "Hauptstraße".
Mich faszinierte dieses Netz unendlich vieler Seitenkanäle allein schon beim Schlendern über die vielen Brücken und es ist sicher ein märchenhaftes Gefühl, mit einem Wassertaxi oder einer Luxusgondel durch Venedig zu gleiten, allerdings muss man dafür auch einen dementsprechenden Preis zahlen: angeblich 80 Euro für eine halbe Stunde. Ich verspürte an diesem Tag so einen Tatendrang, dass ich gar nicht ruhig sitzen wollte und lieber zu Fuß die versteckten Winkel Venedigs erkundigte. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass so eine Gondelfahrt - speziell am Abend - für ein verliebtes Pärchen sehr romantisch (oder auch einfach Kitsch pur - sorry ein bisschen Single-Sarkasmus muss sein) anmuten könnte.

Als ich gerade wieder mal den Ausblick von einer Brücke genoss, fuhr eine weitere Luxusgondel den Kanal entlang und ein kleines Mädchen neben mir fragte seine Mama so süß: "Ist das eine Königsfamilie?" Die Mutter konnte sich angesichts des typischen Touristenlooks der Passagiere ebenso wenig wie ich ein Schmunzeln verkneifen, lächelte mich schulterzuckend an und streichelte ihrer Kleinen verneinend liebevoll über den Kopf, ohne ihr ihre märchenhaften Vorstellungen einer echten Königsfamilie zu nehmen. Ich finde es immer wieder schön, solche Momente mit wildfremden Menschen zu teilen und sich auch ohne Worte - Blicke sagen ohnehin oft mehr als 1000 Worte - zu verstehen und für einen kurzen Augenblick miteinander verbunden zu fühlen.

Markusplatz
Das wahre Herz Venedigs und laut Napoleon "das schönste Wohnzimmer Europas" ist der Markusplatz, der gleich eine ganze Reihe von beeindruckenden Gebäuden aufweist.

Das imposanteste Gebilde ist eindeutig der byzantinische Markusdom, welcher im 9. Jahrhundert als Mausoleum für den heiligen Markus, den Patron der Stadt, erbaut wurde. Aufgrund der damals engen Beziehung von Venedig und Byzanz wurde der Dom hauptsächlich nach byzantinischen Vorbildern gestaltet, im 14. Jahrhundert folgten dann noch Anbauten im gotischen Stil.
Geschichtliche Notiz für die Hardcoreleser unter euch: Byzanz (das heutige Istanbul) wurde nach der Spaltung des Römischen Reichs in West- und Ostrom durch Kaiser Konstantin I. um 330 zur Hauptstadt des Oströmischen Reichs, wo die antike Kunst unter Einbeziehung orientalischer Einflüsse ausgeprägter weiterlebte und schließlich von ost- und südslawischen Völkern - insbesondere Russland - übernommen wurde. Es wurde zu Ehren des verstorbenen Kaisers sieben Jahre später in Constantinopolis (Konstantinopel) umbenannt und wurde einige Jahrhunderte später als Istanbul zur Hauptstadt des Osmanischen Reichs.
Die Gebeine des Evangelisten Markus wurden nebenbei bemerkt in Alexandria ebenso geraubt wie die vier Bronzepferde, die Anfang des 13. Jahrhunderts in Konstantinopel erbeutet wurden, im Museum des Doms zu sehen sind und deren Reproduktionen man auch an der Fassade des Doms besichtigen kann. Sie sind mir allerdings nicht so sehr ins Auge gesprungen wie die vielen liebevollen Verzierungen und künstlerischen Gestaltungen. Vor allem der für den byzantinischen Stil typische starke sinnbildhafte Charakter der Darstellungen und die Symmetriebetonung imponierten mir sehr.



Dieser Dom wird für mich immer eine besondere Bedeutung haben, weil er das erste Gebäude auf meiner Reise war, das mich verzauberte. Der erste Tag, der erste Städtebesuch (diesen Sommers), die erste Reise in eine andere Zeit und Welt - genau das wird dieser Dom für mich immer symbolisieren. Allein die Fassade beeindruckte mich so sehr, dass ich ewig davor stand und einfach nur staunte, bis mich ein schmerzender Nacken irgendwann in die Realität zurückholte.



Was macht man also, wenn der Nacken schmerzt!? Genau, nebenan in den Glockenturm des Doms
gehen und das Ganze weiter von oben betrachten ;-)

Der Campanile ist eine Replik des Originals aus dem 8. Jahrhundert und mit 99 Metern das höchste Gebäude Venedigs.

Die 8 Euro Eintritt und ca. halbe Stunde Wartezeit sind es allemal wert - der Ausblick ist wirklich atemberaubend! Man muss nicht mal zu Fuß raufhatschen, sondern wird bequem mit einem Lift rauf und runter transportiert, was im Vergleich zu der tristen Rampe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als alleiniger Weg raufführte, als nahezu absurder Kontrast erscheint, wo doch die später eingebaute Treppe auch gereicht hätte.
Jedenfalls hat man von dort oben einen weitschweifenden Blick über ganz Venedig und kann die Pracht des Markusplatzes nochmal auf ganz andere Art und Weise erfassen, welcher neben den beeindruckenden Gebäuden auch etliche nette Restaurants - teilweise sogar mit  nobler Livemusik - anbietet.











Man kann von dort oben auch den Uhrenturm viel besser betrachten und bestaunen. Der Torre dell'Orologio stammt aus dem 15. Jahrhundert und auf ihm schlagen zwei bronzene Figuren die Stunde. Die zwei fleißigen Männchen habe ich erst vom Glockenturm aus richtig gesehen und auch der geflügelte Löwe von San Marco - das Wappentier Venedigs und Symbol des Evangelisten Markus - offenbart sich von dort oben erst in seiner vollen Pracht. Der Markuslöwe wird mit einem offenen Buch dargestellt (in Kriegszeiten manchmal auch mit einem verschlossen Buch), in dem die Worte PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS ("Friede sei mir dir, Markus, mein Evangelist") zu lesen sind. Diesen Löwen findet man an etlichen Orten Venedigs dargestellt.
Um das Bild des Markusplatzes abzurunden, darf natürlich der Dogenpalast (Palazzo Ducale; die Dogen waren ein Herrscher-
geschlecht) nicht unerwähnt bleiben. Der rosa-weiße Marmorpalast befindet sich direkt neben dem Dom in Richtung des Wassers und war von Beginn an als prestigeträchtiges Statussymbol Venedigs für alle ankommenden Seeleute gedacht. Er ist wohl der wichtigste Profanbau (weltliches Bauwerk - Gegenbegriff ist der Sakralbau für religiöse Zwecke) Venedigs. Von ihm aus führt die berühmte Seufzerbrücke zum Palazzo delle Prigioni, wohin verurteilte Gefangene gebracht wurden.
Vor dem Dogenpalast stehen zwei Säulen auf der Piazetta San Marco (Verlängerung des Piazza San Marco), die dem jetzigen und einstigen Stadtheiligen gewidmet sind. So hat die eine Säule (Colonna di San Marco) den geflügelten Markuslöwen an der Spitze, die andere (Colonna di Todaro) den einstigen Schutzpatron St. Theodor. Gegenüber des Marmorpalasts befindet sich schließlich noch eine Bibliothek und im Rückblick hätte ich auf diesem Platz gern noch einige Stunden mehr verbracht und so manches genauer von innen erkundet.
Tipp: Die Warteschlangen für diese Sehenswürdigkeiten sind teilweise recht lange - entweder genug Zeit einplanen oder im Voraus online ein teureres Ticket ohne Wartezeiten kaufen! Bedenkt außerdem, dass der Dom ein religiöses Gebäude ist und die Schultern und Knie bedeckt sein müssen!

Sonstige Highlights
Über die berühmte Rialtobrücke bin ich zwar noch drüber gegangen, habe es aber nicht mehr
geschafft, von einer gegenüberliegenden Brücke aus ein Foto davon zu machen, da ich Venedig bis zur letzten Minute auskostete und den letzten Bus zurück zum Hotel erwischen musste.
So bin ich auch bei der Galleria dell'Academia, der weltgrößten Sammlung venezianischer Malerei von der Gotik bis zum Rokoko nur vorbeigelaufen, aber alles kann und muss man auch nicht sehen, vor allem, wenn man nur einen Tag in einer Stadt verbringt. Im weiteren Verlauf meiner Reise habe ich noch so manches Mal ein vermeintliches Highlight ausgelassen, weil mich ein Straßenkünstler
oder ein schöner Ort derart verzauberte, dass ich alles andere um mich herum vergaß, mich auf der Stelle hinsetzte (manchmal auch einfach mitten am Boden neben dem Sänger oder Maler) und im Moment versank. Oftmals hörte ich Touristen zueinander "so dann geh ma noch schnell da hin, dann könn ma das auch abhaken" oder so etwas Ähnliches sagen und dachte mir, dass sie einige meiner schönsten Momente auf Reisen wohl als sinnlose Zeitverschwendung abtun würden, mir gibt es aber nichts, von A bis Z zu laufen, nur damit ich sagen kann, dass ich es gesehen habe, ohne es jedoch jemals wirklich wahrgenommen oder gefühlt zu haben.
Rückblickend bin ich sogar froh, dass ich beispielsweise die Leonardo da Vinci Ausstellung in Venedig nicht anschaute, da ich mir anhand des Flyers von dort ziemlich sicher bin, dass das Leonardo da Vinci Museum in Florenz um einiges vielfältiger und qualitativ hochwertiger war.

Unterkunft
Ich übernachtete im Hotel Alverì im Industriebezirk Mestre am Festland, welcher seit 1926 zu Venedig gehört.
Das Hotel war schlichtweg perfekt: Es liegt unmittelbar an einer Autobahnabfahrt und ist super schallisoliert. Das Zimmer ist zwar recht klein, erfüllt seinen Hauptzweck - Schlafen und Duschen - aber perfekt.

Am meisten schätzte ich das gute Frühstück, den bequemen Raucherbereich im Freien, die (im Vergleich zum Rest Venedigs) billige Unterkunft und Hotelbar und vor allem die unkomplizierte Busverbindung ins historische Zentrum Venedigs. Das Busticket kann man direkt an der Hotelrezeption kaufen (1,50€ je Fahrt), der Bus hält direkt vor dem Hotel und binnen 20 Minuten ist man im Zentrum Venedigs.
In ca. 10 Minuten ist man außerdem zu Fuß im Zentrum von Mestre, wo man lecker und (vor allem in Vergleich zu Venedig) recht preisgünstig Essen kann und gleich um die Ecke vom Hotel gibt es auch einen Supermarkt. Die Hotelangestellten sind wirklich sehr herzlich und zuvorkommend und ich würde dieses Hotel jederzeit wieder buchen, zumal es einen kostenlosen Parkplatz dabei hat und mir die vielen Touris in Venedig beim Kofferschleppen über die Pflastersteine fast leid taten - warum kompliziert, wenn auch einfacher geht !? ;-)

Fazit: Venedig hat meine Liebe zu Italien entfacht und auch wenn Mailand und Florenz mein Herz noch höher schlagen ließen, kann ich dieser verträumten Stadt viel abgewinnen.



Montag, 4. September 2017

Nizza


Nizza ist nach Marseille die zweitgrößte Stadt der Region Provence-Alpes-Cote d'Azur und insgesamt die fünftgrößte Stadt Frankreichs, wobei es eher wie eine Kleinstadt wirkt.
Nizza bot sich mir einerseits als idealer Zwischenstopp auf der langen Fahrt von Spanien nach Italien an, anderseits hörte ich schon viele Menschen von der Cote d'Azur schwärmen, sodass ich sie selbst mal sehen wollten.

Tja was soll ich sagen... Nizza ist schön, hat einige schöne Plätze, Promenaden und Gebäude, aber nach meinen anderen Städtetrips hat es mich ehrlich gesagt nicht wirklich von den Socken gehaut - okay ich hatte auch nur Sandalen an, aber jetzt mal ernsthaft: Mir fehlte in Nizza das Besondere - Gebäude, die eine beeindruckende Geschichte erzählen oder zumindest Plätze, die einen verzaubern.
Daher erspare ich mir auch die Erläuterung der nicht allzu aufregenden Geschichte dieser Stadt ebenso wie nähere Details zu meiner Unterkunft im Hotel Durante, das ich nicht weiterempfehlen würde (hatte bis auf einen schönen Garten nichts Ansprechendes an sich und der inkludierte Parkplatz - welcher der Hauptgrund für meine Wahl dieses Hotels war - war nicht verfügbar, da es gerade mal vier Parkplätze gab) und möchte nur ein paar kleine Impressionen zeigen und spare mir die Energie für all die anderen atemberaubenden Städte auf.

Hotel Negresco
Die Promenade des Anglais, die sogenannte "Prachtstraße" Nizzas, wurde in den 1820er Jahren errichtet und wird von dem Hotel Negresco klar dominiert. Dieses Hotel wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, als Nizza der nobelste Ort zum Überwintern war und gilt heute als Wahrzeichen der Riviera. Hmm schaut ja schön aus, aber ein Hotel als Wahrzeichen einer Stadt bzw. eines ganzen Küstenabschnitts!? Naja jedem das Seine...






Promenade des Anglais
Strand von Nizza

Der Strand sah mit seinen groben Kiessteinen nicht besonders einladend aus, aber es war
zumindest schön, bei Sonnenuntergang der Promenade entlang zu spazieren.



Da hat mir die lange Fußgängerpromenade Cours Saleya schon etwas besser gefallen, da sie voller Leben und auch einiger schöner Gebäude war.
Man kann dort gemütlich durch die vielen Stände bummeln oder es sich in einem der unzähligen Lokale gut gehen lassen.




Cours Saleya bei Tag und Nacht

Eine Pizzeria möchte ich an dieser Stelle besonders empfehlen, da die Kellner dort wirklich auf Zack und im Vergleich zu den anderen Franzosen extrem freundlich und zuvorkommend sind:  La Bistrot de Jennifer. Man sieht es auch auf dem oberen linken Bild.
Die Preise sind dort für Frankreich einigermaßen okay, wenngleich sie im Vergleich zu Österreich, Italien oder Spanien noch immer astronomisch hoch sind: 23,30 für ein großes Bier und eine Calzone...
Naja immerhin war der Kellner witzig, schenkte mir ein "Oh I love you", weil ich ein großes Bier bestellte (machen Frauen wohl eher selten) und servierte es mir mit den Worten "for my queen".

By the way: Was bilden die Franzosen sich eigentlich ein, für eine Paella (auf etlichen
Restauranttafeln angepriesen) - die ursprünglich aus Valencia kommt und dort 12 Euro kostet - geschlagene 22 Euro zu verlangen!?

Bei Nacht gefiel mir Nizza irgendwie viel besser und ich kam auf meinem Nachhauseweg noch bei recht talentierten Streetdancern auf der Promenade du Paillon und der wirklich schön beleuchteten Basilika Notre-Dame l'Assomption in der Nähe meines Hotels vorbei.

Seitenansicht der Basilique Notre-Dame l'Assomption
Vorderansicht
Mein persönliches Highlight von Nizza war der Place Masséna mit einem riesigen verschnörkelten Schachbrettmuster am Boden. Für mein Empfinden ist das der einzige Platz, der zumindest ansatzweise in der Lage ist, einen zu verzaubern. Wundert mich aber auch nicht, da dieser große, einheitliche Platz nach dem Vorbild Turins gestaltet wurde und somit eindeutig etwas italienischen Charme versprüht, was sich auch mit der Apollonstatue im Fontaine du Soleil am Ende des Platzes abzeichnet. [Apollo(n) ist in der griechisch-römischen Mythologie unter anderem der Gott des Lichts, der Weissagung und der Künste (jaja die armen Götter hatten ganz schön viele Zuständigkeitsbereiche, wo doch die törichten Menschen nichts selbst auf die Reihe kriegen...)]
Fontaine du Soleil
Place Masséna




Fazit: Schön, aber für mich persönlich nicht sonderlich aufregend - werde mit Frankreich einfach nicht richtig warm, auch wenn ich einen wirklich netten Abend in Nizza hatte und mich endlos über ihre Schilder amüsieren könnte.


PS: Sorry für die schreckliche Formatierung, hab mich noch nie so herumgeärgert wie bei diesem Post - die Fotos spürten wohl, dass ich von Nizza bei Weitem nicht so begeistert war wie von den spanischen und italienischen Städten und sprangen umso wilder kreuz und quer herum... Hätte noch einige mehr, hab es jetzt aber endgültig aufgegeben, da sie ohnehin nicht so aufregend besonders sind...


Freitag, 1. September 2017

Reisebildung

Mein Herz blutet gerade, weil ich mir in meinem Hotelzimmer die Lunge aus dem Leib zu husten scheine, während ich in einer der vielseitigsten und interessantesten Städte überhaupt bin. Ich fühlte mich schon in Pisa nicht so gut, schien aber ganz gut über den Berg gekommen zu sein, bis ich nach vier wundervollen Tagen in Florenz gestern Nachmittag kapitulieren und mich widerwillig, aber einfach zu geschwächt in mein Hotelzimmer legte.
Mit Wehmut hab ich mir heute das gestern erworbene tolle Buch über Florenz durchgelesen und würde so gerne noch so vieles bewundern. Eine Woche scheint für diese Stadt ohnehin viel zu wenig zu sein und ich hätte auch ohne gesundheitliche Probleme nie alles geschafft, zumal sich mit jedem Tag neue Schönheiten und interessante Orte offenbaren. Somit tröste ich mich wenigstens ein bisschen mit dem Gedanken, dass ich definitiv wieder hierherkommen werde und versuche einigermaßen fit für meine Reise nach Rom in zwei Tagen zu werden.
Und ein Gutes hat es ja doch: immerhin komme ich wieder mal dazu, einen Blogbeitrag zu schreiben ;-)

In den letzten Tagen dominierte ein Satz mein Denken: Reisen ist die beste Bildung überhaupt!
Dazu fiel mir dann der liebe Goethe ein, der das so wunderbar ausdrückte:

"Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen."
Johann Wolfgang von Goethe

Mit einem konkreten eigenen Bezug zu einem Ort macht es plötzlich auch Spaß, sich mit den sonst eher faden, abstrakt wirkenden geografischen Fakten zu beschäftigen oder die Sprache des jeweiligen Landes zu lernen.
Während meiner gesamten Schulzeit hasste ich den Fremdsprachenunterricht.
Mit dem Englischen klappte es noch am besten, wobei auch dort meine Lehrerin nicht müde wurde zu betonen, welch schlechte Aussprache ich hätte - was letztlich dazu führte, dass ich geschlagene zehn Jahre tunlichst vermied, auch nur einen weiteren englischen Satz auszusprechen. Umso überraschender ist es jetzt zu erfahren, dass mein Englisch keineswegs so schlecht ist und andere mich mühelos so gut verstehen, dass wir uns ganze Nächte lang unterhalten können.
Das Italienisch wurde mir aufgrund einiger skurriler Unterrichtserfahrungen so verhasst, dass ich nur einen einzigen Satz in Erinnerung behielt: "Fumare fa molto male" - Rauchen ist sehr schädlich - das Thema meines letzten Referats, um einen 3er uns somit einen ausgezeichneten Erfolg in mein Abschlusszeugnis zu bekommen. Diese  negativen Erfahrungen führten sogar zu einer total ungerechtfertigten Abneigung ganz Italiens und ich könnte mir in den A*** beißen, dass mich das so viele Jahre von einem Land fernhielt, das voller atemberaubender Kultur, herzlichen Menschen, leckerem Essen und so vielem mehr ist... Und siehe da, 10 Jahre später lerne ich das Land lieben und bekomme plötzlich Lust, die Sprache zu lernen (auffrischen wäre das falsche Wort, da ich die Sprache nie wirklich beherrschte). Vor drei Tagen habe ich mir auf Duolingo prompt den Italienischsprachkurs heruntergeladen- noch dazu in englischer Sprache, da in deutsch nicht verfügbar, was inzwischen überhaupt kein Problem mehr darstellt, sondern im Gegenteil macht das doppelte Sprachtraining sogar richtig Spaß. Duolingo kann ich übrigens uneingeschränkt jeden wärmstens ans Herz legen, da es spielerisch und trotzdem effektiv aufgebaut und für etliche Sprachen verfügbar und zudem kostenlos ist.
Am Spanischlernen habe ich zuvor schon meine Freude gefunden, weil diese Sprache keine negative Konnotation aus der Schulzeit aufwies. In der Theorie klappt es für die kurze Lernzeit auch schon recht gut, in der Praxis bereitet mir die enorme Sprechgeschwindigkeit der Spanier aber noch so manche Probleme. Aber ich bleibe dran, fest entschlossen, bei meinem nächsten Spanischbesuch die Leute besser zu verstehen und zumindest einige Sätze genauso schnell zurückzuschleudern ;-)
Das erste Mal in meinem Leben macht mir das Sprachenlernen macht mir das Sprachenlernen richtig Spaß!

"Reisen sind das beste Mittel zur Selbstbildung."
Karl Julius Weber

Kultur, Literatur und Genuss pur
Ich kann jetzt schon sagen, dass diese Reise die aufregendste, interessanteste und vielfältigste Zeit meines Lebens ist und ich unglaublich dankbar für all die bereichernden Erfahrungen bin! Ich lerne nicht nur ständig etwas Neues über die Städte und deren Bewohner und Geschichte (die ich nun teilweise ganz anders wahrnehme als ich sie mir mit dem reinen Faktenwissen aus Büchern vorstellte), sondern ich lerne auch mich selbst wirklich kennen. Wenn man zwei Monate allein im Ausland unterwegs ist, teilweise jede bis jede zweite Nacht wo anders schläft und ständig von neuen Gegebenheiten und Menschen umgeben ist, lernt man richtig gut in sich hineinzuhören, was oder wer einem gut/nicht gut tut und welche Dinge für das eigene Wohlbefinden unverzichtbar sind.
Ich schätze nun beispielsweise - ich glaube das erste Mal in meinem Leben bewusst - wie schön es ist, in Österreich jederzeit überall klares Leitungswasser trinken zu können. Vorher war das für mich einfach selbstverständlich und ich hätte nicht gedacht, dass das die Sache werden würde, die mir von Österreich am meisten abgehen würde.


"Jeder muss wissen, worauf er bei einer Reise zu sehen hat und was seine Sache ist."
Johann Wolfgang von Goethe

Ich habe auch gelernt, selektiv und intuitiv Städte zu erleben und ohne zu viel Planen einfach das zu machen, wonach mir gerade ist. Hier in Florenz kam ich aufgrund des Überangebots das erste Mal ins Strudeln, weil ich als Geschichte-Liebhaberin am liebsten jedes einzelne besondere Gebäude von innen betrachten und jedes Detail in mich aufsaugen würde, mir dann aber irgendwann selbst sagen musste, dass weniger oft mehr ist. Es geht nicht alles auf einmal und ich möchte mich auf die Dinge vollkommen einlassen ohne mich zu stressen. Ich verweilte beispielsweise stundenlang im Leonardo
Da Vinci Museum und versank so in die Welt dieses Universalgenies, dass es dann zu spät war, um eine weitere Attraktion zu besichtigen. Was ich in diesen Stunden erlebt und dazugelernt habe, ist allerdings unbezahlbar. Ich freue mich schon so darauf, wenn ich das nächste Mal die Renaissance unterrichten kann. Hätte ich diese Reise doch bloß schon während oder zumindest nach meines Studiums gemacht, ich hätte so vieles, vor allem die Renaissance, viel lebendiger unterrichten können...
Wissensaneignung wie auch Sprachenlernen kann so bereichernd, spannend und lustig sein! Ich wünschte, ich hätte das schon in meiner eigenen Schulzeit besser begriffen und noch mehr hoffe ich, dass ich nicht auch eine der Lehrer bin, die Schülern ihr Fach für Jahre verhasst macht, dazu sind Philosophie, Geschichte und Literatur einfach zu kostbar und lebensbereichernd...

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass Reisen den Horizont auf vielfältigste Weise erweitern. Ich begann mich in den letzten zwei Monaten für viele Dinge zu interessieren, denen ich früher kaum Beachtung schenkte und hab nach tagelangen Herumprobieren sogar Gefallen am Programmieren gefunden, was ich nie und nimmer für möglich gehalten hätte. Computerprofi werde ich zwar sicher nie einer werden, aber immerhin sollte es nun möglich sein, meinen Blog über Facebook zu kommentieren und liken.
Ich kann jedem nur empfehlen zu reisen und sich davon überraschen lassen, wie schön unsere Welt ist und welche verborgenen Seiten sie in einem selbst zum Vorschein bringen kann! ;-)

Weitere Fotos folgen dann beim Beitrag über Florenz. Zum Abschluss leihe ich mir noch ein paar Worte aus, die mein momentanes Gefühl sehr treffend beschreiben:


"Es scheint, dass das Reisen für mich eigentlich die zuträglichste Lebensart ist."
August Graf von Platen-Hallermünde

Goodbye - Arrivederci - Adiós - Alles Liebe, Sanni



Mein Leitspruch

Der lateinische Spruch " sapiens omnia sua secum portat " wird durch Cicero dem griechischen Philosophen Bias von Prine (6. Jh.v.C...